„Gedanken zur Zeit“ – die nordrheinwestfälische Ü60-Fraktion erinnert sich womöglich – war ehedem der Titel einer Radiosendung im WDR, in der Journalisten sich tiefschürfende Gedanken ‚über den Tag hinaus‘ machten und diese den ‚Menschen draussen vor den Empfängern‘ dann mitteilten. Also eine Art „Wort zum Sonntag“, aber die ganze Woche lang. Kam immer vor dem „Echo des Tages“.
Bevor ich aber jetzt die U60-User endgültig vergraule, möchte ich zur Sache kommen, indem ich mir Gedanken zur Zeit mache. Heute ist nämlich Pfingsten. Hier in Spanien morgen leider nicht mehr. Da habt Ihr es in Deutschland besser, mit z.B. gleich zwei Tatorten aber ohne Günther Jauch und Frank Plasberg. Aber etwas noch Seltsameres fällt einem an diesen Feiertagen auf: Hat Ihnen eigentlich heute schon mal jemand ein frohes/fröhliches/glückliches/gutes/gesundes/schönes/neues oder gar besinnliches Pfingsten gewünscht? Nee? Sehnse, mir auch nicht. Noch nie! Und damit ist Pfingsten wohl der einzige, religiös begründete Feieranlass, Neujahr ruhig mal mit eingerechnet, zu dem sich die Leute im Allgemeinen gar nichts wünschen. Und das ist einerseits merkwürdig, wundert aber andererseits nicht, zumal die meisten nicht den blassesten Schimmer haben, was da eigentlich gefeiert wird. Immerhin war Jesus nach Kreuzigung und Auferstehung gerade mal vor etwas über einer Woche ‚gen Himmel gefahren‘, die somit endgültig führerlosen Jünger sassen ratlos beisammen, als plötzlich der Heilige Geist über sie kam und sie anfingen in „Zungen“, also in Fremdsprachen zu reden. Sozusagen eine Rücknahme des göttlichen Zorns und der daraus resultierenden Sprachverwirrung beim Turmbau zu Babel. Gegenseitiges Verstehen – Friede, Freundschaft, Eierkuchen. Und der Anfang der Globalisierung des Christentums.
Merkwürdig also, dass sich ausgerechnet dazu noch kein frommer Segenswunsch im Volk durchgesetzt hat. Wenigstens haben wir inzwischen Luke Skywalker und die Yedi-Ritter. Insofern – frohe und geistvoll heitere Pfingsten and may the force be with you!
N.B.
Was mir noch auffällt: Pfingsten ist bislang so gut wie gar nicht kommerzialisiert worden – es gibt Schoko-Weihnachtsmänner und -Osterhasen, aber keine Schoko-Pfingstochsen. Und auch die Spirituosenindustrie hat dieses Feld bislang weder für sich entdeckt noch irgendwie beackert. Immense Möglichkeiten tun sich hier auf für alle geistigen Getränke.
Christlichen Fundamentalisten mit uneingestandenen Alkohol-Problemen empfehle ich in diesem Zusammenhang ‚Klosterfau Melissengeist‘! Alternativ und für Alternative – ‚Smoke on the Water. And Fire in the Sky‘.