Ich arbeite selbstständig, was nach einem geflügelten Wort bedeutet, dass ich selbst und ständig arbeite. Also auch jetzt, am Sonntagmorgen, während meine potentiellen Kunden, die deutschen Urlauber an der Playa de Palma das Hotelfrühstück verzehrt haben und sich mit bereits aufgeblasenen Luftmatratzen, Sonnenschirmen und blauen Sangria-Eimern sperrig bepackt der allmorgendlichen Touri-Karawane anschliessen, die sich von den Hotels in Richtung Strand wälzt. Zugegeben – so einen Blog zu schreiben ist keine wirklich harte Arbeit und eigentlich mache ich das auch nur, um den Zeitpunkt noch ein bisschen hinauszuzögern, wo ich mir Besen, Wischmopp und Eimer greifen muss, um an meinem freien Tag zu Hause Klar Schiff zu machen.
Allerdings arbeiten auch spanische Bauarbeiter, wenn sie denn noch Arbeit haben, mindestens den halben Samstag, und mein Nachbar José, der neben unserer Radstation einen Souvenirladen betreibt, tut das sieben Tage die Woche von 9:00 bis 21:00. Nur in den brütendheissen Monaten Juli und August gönnt er sich zwischen 14:00 und 16:00 eine kleine Siesta, weil dann eh keine Touristen vorbeikommen.
Apropos Siesta, auch so ein nordlichterndes Vorurteil. Die ist in vielen Geschäften und bei den meisten Bürojobs schon lange auf eine knappe Stunde reduziert worden, die beispielsweise von den KassiererInnen und Einräumern der spanischen Supermarktkette Mercadona romantisch zwischen parkenden Kundenautos auf der Bordsteinkante sitzend mit Pausenbrot und Coca Cola Zero verbracht wird. Pausenräume für die MitarbeiterInnen gibt es aus Kostengründen nämlich nicht.
Das Verschwinden der Siesta hat allerdings weniger mit den EU-Sparauflagen zu tun, als mit dem Siegeszug der Klimaanlagen, durch die nicht nur die Besiedelung Floridas, sondern – etwas zeitversetzt – eben auch das Arbeiten in Spanien während der Mittagshitze möglich wurde.
Viel mit der EU zu tun hat allerdings die am 1.September in Kraft getretene Erhöhung der Mehrwertsteuer von bisher 18% auf jetzt 21%.
Ich vermarkte meine Touren nämlich nicht nur über diese Website sondern auch mit Hilfe der an der Playa de Palma präsenten deutschen Reiseveranstalter. Da wir mitten in der Sommersaison nicht die Preise erhöhen wollten, tragen wir also bis Saisonende die Steuererhöhung gemeinsam. Das macht bei mir knapp €100 im Monat aus, die mir jetzt im Portemonnaie fehlen. Ich will aber gar nicht klagen. Das überlasse ich den spanischen Arbeitslosen, die inzwischen – zwangsgeräumt – wieder bei ihren Eltern, bzw. häufig sogar mit ihren ebenfalls arbeitslosen Eltern bei den pensionierten Grosseltern wohnen. Und von Hartz IV nur träumen können, siehe hier: Arbeitslosenhilfe in Spanien
Aber was tut man patriotischerweise nicht alles um die darbenden Banken zu retten. Schliesslich gilt auch in Spanien:
Ist die Bank gesund, freut sich der Mensch!Spanische Bank. Abb. ähnlich
Willi Kramme
Haste schön geschrieben, lieber Willi..LG, Resi
Lieber Willi, vielleicht solltest Du es mal mit der Schriftstellerei probieren, weil: es macht Spass Deine Texte zu lesen und die sind auch noch richtig authentisch aus dem Leben gegriffen. Freue mich schon auf Deinen nächsten Blog-Eintrag……….un saludo Edith
Das mit der Schriftstellerei würde ich mir wirklich ernstaft überlegen. Dein Stil ist fesselnd und es macht richtig spass diese zu lesen. gruessli aus der Schweiz
Es ist immer wieder gut, über den Tellerand zu schauen … noch eine gute Saison. Beste Grüsse aus dem sonnig spätsommerlichen MH.
Deine Talente wurden von den vor mir schreibenden Kommentatoren ja schon zu recht gelobt. Das Problem des Inhalts sehe ich in der nicht zu realisierenden Aufgabe riesigen Teilen unseres Volkes Toleranz und das Denken beizubringen. Aber jeder Versuch ist es wert! Weiter so!
Toleranz und Denken – um den neulich verstorbenen Franz Josef Degenhardt mal völlig aus dem Zusammenhang aber irgendwie doch passend zu zitieren „die Sache die so einfach, aber schwer zu machen ist“…
Hallo Willi!
Schön von einem Aldiana Kollegen wieder mal was zu hören. Das mit den Club Med Ländern hört man in letzter Zeit ja öfter, aber im „Wilden Osten“ gehts noch einen Zacken schärfer zu. Wir haben jetzt 27% Mwst. und die ungarischen Seilschaften haben inzwischen 242 Mrd. US Dollar ins Ausland geschafft. Oft gar nicht so weit – es reicht schon Zypern. Da ist ihr Geld inzwischen sicherer wie in der Schweiz. Im Wettstreit um die ärgsten Korruptionsstaaten liegt Ungarn sogar noch vor Kasachstan und der Ukraine! Aber was solls…Deutschland und Österreich hat ja nicht nur in Griechenland sondern auch kräftig im Osten investiert. Irgendwann brauchen wir zur Bankenrettung auch einige Milliarden im Osten….
Empfehlung: Kauft Euch einen Bauernhof und sammelt Goldmünzen, solange der Euro noch genommen wird!
Meine Gäste für die Taxiflüge sind Russen und Araber und einige österr. und deutsche Hausbesitzer in Korsika und Sardinien…
Wir haben gerade Journalisten von TC Premium nach Florenz geflogen und da hat mir ein Journalist verraten, dass wenn man gut erzählen kann, kann man auch gut schreiben. Insofern ist Dein Talent zu erklären! Es freut mich, dass Du den Gästen noch nicht ganz Servus gesagt hast. Pardon: Servus würdest Du ja nicht sagen, aber vielleicht Tschüss?
Ich komme an diesem Sonntag gerade vom Fliegerputzen, weil mir bei diesem Traumwetter mit 30 Grad und Sonne pur, einfach nichts besseres einfällt. Aber ich müsste es nicht tun und das ist das tolle an der Selbständigkeit! Des Menschen „Willi“ ist sein Königreich…
Liebe Grüsse aus Ungarn vom Sepp Wimmer ehemals im Aldiana Senegal und am Arlberg!
Lieber Sepp, das hast Du schön geschrieben… See you Bussi Resi
bist Du auch bei Facebook?????Konnte dich nicht finden…LG, Resi
Hallo Resi! Nein, ich bin nicht bei Facebook. Da ist schon meine beste drinn…Sylvia Wohlgemuth, heisst sie. Ich krieg da ziemlich viel mit, sie erzählt mir dann die Neuigkeiten….Ha-Ha Liebe Grüsse vom Sepp
Ich kann mich allen Vorrednern bzw. -schreibern nur anschliessen: Willi verschwendet sein Talent als gewöhnlicher Fahrradguide und es ist zu hoffen, dass seine Kunden seine Qualitäten genauso hoch schätzen wie die Blogeinträger….
Bin gerührt…
Nur unser alter Chef tanzt mal wieder aus der Reihe und bezeichnet meine literarischen Ergüsse als „Ringelnatzartiges Geschwafel“ :@